Die Wirksamkeit der mRNA-Impfstoffe war gegenüber dem ursprünglichen Virus noch nahe 100%, egal ob mit 2 oder 3 Impfdosen.
Infolge von Mutationen (Delta hat 9 Mutationen, Omikron hat 34 Mutationen) ist die Wirksamkeit von 2 Impfdosen bei Delta etwas vermindert, während sie bei Omikron kaum noch vorhanden ist. Bei 3 Impfdosen hingegen ist der Impfschutz bei beiden Varianten noch gut genug.
Corona-Warn-App
Liebe Patienten,
seit Dienstag ist die „Corona-Warn-App“ verfügbar. Diese Anwendung für Smartphones soll den Besitzer warnen, wenn in den vorausgehenden zwei Wochen eine räumliche Nähe zu einem anderen Menschen bestand, der sich – ebenfalls über die App – als Corona-positiv gemeldet hat. Ist dies der Fall, kann sich der Anwender zum Schutz anderer in eine freiwillige Quarantäne begeben.
Die Anwendung scheint hinreichend sicher bezüglich des Datenschutzes (siehe Artikel bei heise.de). Der Quellcode (die „Programmierung“) ist offengelegt, so dass jeder Fachkundige sich die Anwendung in allen Details und Funktionen anschauen kann. Zur Handhabung finden Sie hilfreiche Hinweise bei heise.de.
Diese App gibt der Bevölkerung im Ganzen die Chance, lokale Ausbrüche der Virusinfektion mittels der App rasch einzudämmen, ohne dass erneut umfängliche Beschränkungen des öffentlichen Lebens erfolgen müssen.
Gerade Ausbrüche wie kürzlich in der Fleischfabrik bei Gütersloh hätten mit einer solchen App möglicherweise viel rascher beherrscht werden können, bevor über 1000 Menschen sich mit Corona infizieren.
Insofern befürworte ich die Verwendung dieser App und habe sie natürlich selbst auch auf meinem privaten Smartphone installiert. Sie hat auch eine gute wissenschaftliche Basis bezüglich des Nutzens (siehe Originalartikel).
Sie können die App hier herunterladen.
Liebe Patienten,
heute möchte ich auf folgende Themen eingehen:
- Aktueller Stand der Corona-Pandemie in Deutschland
- Informationsvermittlung durch die Medien
- „R-Wert“ und Vergleich von Corona zu anderen Viren
- Die COVID-19-Infektion – was ist bis jetzt bekannt?
Wissenschaft ist ein langsamer Prozess, der viel Zeit und Geduld erfordert. Die Medien hingegen brauchen schnelle Nachrichten und Sensationen, sonst werden sie nicht wahrgenommen.
Dieser Gegensatz führt zum Missverständnis, dass angeblich mal die eine, mal die gegenteilige Empfehlung im Raum steht.
Insofern empfehle ich, nicht jeder Sensationsmeldung, egal ob positiv oder negativ, in den Medien zu folgen, sondern erst einmal abzuwarten, bis Fakten aus Studien die eine oder andere Vermutung erhärten oder entkräften.
Dennoch möchte ich betonen, dass es sicherlich sinnvoll und empfehlenswert ist, sich über die bewährten Medien zu informieren, also öffentlich-rechtliches Fernsehen sowie seriöse Printmedien. Man muss eben ein wenig „filtern“ und schrille Meldungen etwas abkühlen lassen.
Es darf keinesfalls passieren, dass man sich von diesen Medien abwendet und seine Informationen bei selbsternannten „Gurus“ auf YouTube oder über Gerüchte bei Facebook, WhatsApp, Twitter etc. erwirbt. Das kann nur in die Irre führen, denn dort muss niemand Rechenschaft über seine Inhalte ablegen. Genauso gut könnte man beliebige Leute auf der Straße fragen, wie man denn am besten das Coronavirus behandelt.
Verlässliche Informationen erhalten Sie hier:
http://www.infektionsschutz.de/coronavirus
http://www.zusammengegencorona.de
http://www.rki.de/covid-19
Außerdem kann ich den Podcast „Das Coronavirus-Update“ mit Professor Christian Drosten auf NDR empfehlen. Herr Drosten ist in Deutschland der mit dem Coronavirus am besten vertraute Virologe:
https://www.ndr.de/nachrichten/info/podcast4684.html
Liebe Patientin, lieber Patient,
ich möchte heute auf mehrere Themen eingehen:
Mit Köpfchen durch die Pandemie
In einer Ausnahmesituation wie der aktuellen Corona-Pandemie ist es für uns alle das Wichtigste, einen kühlen Kopf zu bewahren, unseren Verstand zu benutzen und uns aus sicheren Quellen, also bei Experten, zu informieren.
Nur so kommen wir bestmöglich durch diese Zeit, die noch solange ungewiss bleiben wird, bis ein Impfstoff vorliegt. Hingegen sind weder durch Panik noch durch Verleugnung oder Realitätsverzerrung geleitete Verhaltensweisen geeignet, uns zu helfen.
Woher weiß man, wo das Virus herkommt?
Jedes Virus hat einen genetischen Fingerabdruck. Wenn man den Fingerabdruck des in verschiedenen Ländern kursierenden Virus mit dem von in bestimmten Tieren vorkommenden Virus vergleicht, lässt sich der Fingerabdruck abgleichen und die Herkunft ableiten.
Im Diagramm 1 sind mehrere solcher Fingerabdrücke dargestellt. In Grün sieht man ein bestimmtes, in Fledermäusen vorkommendes Virus, in Rot das weltweit kursierende Virus. Man kann erkennen, dass diese beiden Viren weitgehend identisch sind. Kleine Abweichungen sind normal, weil Viren sich im Fortpflanzungszyklus verändern können.
Somit kann die Herkunft als weitgehend gesichert gelten.
Ist Corona wirklich so „schlimm“?
Zahlen sind abstrakt, man kann sich darunter vielleicht nicht viel vorstellen. Daher ein Bild aus dem wahren Leben: Ich bekomme Berichte von befreundeten Ärztinnen und Ärzten im Rhein-Main-Gebiet, in Deutschland und aus ganz Europa, die direkt an der „Front“ in Kliniken, teilweise auf Intensivstation arbeiten. Mit vielen von ihnen habe ich zusammen studiert und kenne deren bewährte Kompetenz.
Meine Kollegen berichten alle davon, dass die aktuelle Situation eben nicht so ist wie bei gewohnten Grippewellen oder anderen Epidemien. Sie berichten, dass ein – je nach Region – erheblicher Mehranfall von Patienten vorliegt und die Kapazitäten unter Stress stehen oder sogar – je nach Region – auch überfordert werden.
COVID-19-Patienten sind deutlich länger beatmet auf Intensivstation als Patienten solche mit Grippe oder mit „üblichen“ Lungenentzündungen, dadurch sind Betten und Beatmungsmaschinen länger „blockiert“.
Bei sonstigen Lungenentzündungen hat man bei bakterieller Ursache Antibiotika, bei Grippe das Medikament Oseltamivir, aber bei SARS-CoV-2 („Corona“) hat man (noch) nichts, von dem man sicher wüsste, dass es ausreichend wirkt. Man kann gewissermaßen nur zusehen und hoffen.
Besonders dramatisch sind die Berichte eines gut befreundeten Ärztepaars in London. Hier ist der Anfall von kranken Menschen so hoch, dass eine ausreichende Versorgung nicht mehr gewährleistet ist und es an allem fehlt: Betten, Beatmungsmaschinen, medizinisches Personal. In London musste sogar ein provisorisches Krankenhaus mit 4000 Betten gebaut werden (Artikel auf Business-Insider).
Wenn die befreundete Ärztin mir berichtet, dass drei ihr bekannte Krankenschwestern in ihrer Klinik mit Mitte fünfzig verstorben sind und sechs Schwestern und Ärzte auf Intensivstation lagen und es teils beatmet zum Glück überlebt haben, bleiben mir persönlich keine Zweifel mehr, dass wir alle die Situation ernst nehmen sollten und das Tragen von Masken nun wirklich nicht zu viel verlangt ist.
Es wäre fatal zu glauben, in Deutschland könnte das nicht passieren. Wir können uns glücklich schätzen, dass seitens der Ärzte, aber auch der Politik viel früher reagiert wurde als zum Beispiel in Großbritannien oder den USA, wo von höchster Stelle in der Politik bis tief in die Krise noch an der Existenz einer Pandemie gezweifelt wurde und wird. Die Folgen sind unübersehbar: Dort ist das Virus geradezu explodiert, während es in Deutschland nur hier und da kleine „Brände“ gibt.
Und wir haben Glück, dass Corona „nur“ so schlimm ist wie eine „schwere Grippe ohne Impfstoff“. Das heißt, Corona und Grippe sind durchaus vergleichbar, aber ein exakter Vergleich scheitert an präzisen statistischen Daten zu Sterbefällen an der Grippe. Entscheidend sind oben genannte Fakten, dass die Gesundheitsversorgung nachweislich belastet und länderabhängig auch überlastet ist. Insofern ist die Situation schwierig genug, aber keine Apokalypse. Hätten wir es hingegen mit einer Ebola-Pandemie zu tun, wären unsere Masken sehr wahrscheinlich fast nutzlos und die Sterblichkeit bei >68% (siehe letzter Ebola-Ausbruch auf Wikipedia).
Zuletzt möchte ich daran erinnern, dass Corona zwar für ältere und krankere Menschen gefährlicher ist, das bedeutet aber nicht, dass junge und gesunde Menschen völlig verschont bleiben. Hier kommen Sterbefälle zwar seltener vor, jedoch sind die Chancen dafür dennoch grob kalkuliert 10.000 Mal besser als im Lotto 6 Richtige zu treffen (bei einer angenommenen Sterberate von 1:1000 durch Corona im Vergleich zu 6 aus 49 Richtigen ohne Zusatzzahl und Superzahl, Trefferrate 1:14.000.000, siehe unten, mein Beitrag "Gefährdungsgrad durch COVID-19").
Warum ist die Sterblichkeit in verschiedenen Ländern so unterschiedlich?
Hierfür gibt es mehrere Gründe.
- Beispiel Testrate: In Deutschland wurden im Unterschied zu Italien auch leichter Erkrankte getestet. Wer aber leichter erkrankt ist, der überlebt auch eher. Das drückt die Sterblichkeitsrate nach unten.
- Beispiel Zugang zum Test: In den USA musste man wochenlang den Test selbst bezahlen.
- Beispiel Lebensweise: In Italien leben wesentlich mehr Menschen im großen Familienverbund, so dass Ältere rasch von der jüngeren Generation angesteckt werden. In Deutschland sind Familien eher Kleinfamilien, so dass eine „Isolation“ der Älteren vorliegt.
- Beispiel Bettenkapazität: Die Krankenhauskapazitäten in Italien, aber auch Großbritannien wurden insbesondere in den letzten Jahren aus Kostengründen deutlich reduziert, und zwar in größerem Ausmaß als in Deutschland. Wer aber nicht behandelt bzw. beatmet wird, hat ein deutlich größeres Risiko zu versterben.
Schließlich führt die Angst vor Corona dazu, dass sich viele Patienten nicht im Krankenhaus vorstellen, obwohl es notwendig wäre. Außerdem konzentriert man sich in Kliniken so sehr auf Corona, dass das Risiko besteht, andere Krankheiten aus dem Blick zu verlieren.
Warum dauert es so lange mit dem Impfstoff?
Es gibt bislang keine Corona-Impfstoffe aus der Vergangenheit und somit keine direkt nutzbare Basis. Dies ist ein entscheidender Unterschied zu Grippeimpfstoffen, die innerhalb weniger Monate auf den Weg gebracht werden können.
Dennoch können Bestandteile von anderen Impfstoffen als „Grundbaustein“ verwendet und so angepasst werden, dass daraus ein Corona-Impfstoff konstruiert wird. Dieses Wissen beschleunigt den aktuellen Gesamtprozess ganz erheblich, deshalb besteht Hoffnung, dass es eben keine 5-10 Jahre dauert.
Die Testung des Impfstoffs auf Wirksamkeit und Verträglichkeit benötigt die meiste Zeit. Der aktuell in Mainz in Erprobung befindliche Impfstoff wird aktuell für mehrere Monate an gesunden Freiwilligen erprobt, danach für mehrere Monate an älteren Freiwilligen mit Vorerkrankungen.
Entgegen manch falscher Vorstellung, man würde irgendwann mit einem nicht oder nicht ausreichend getesteten Impfstoff geimpft, möchte ich hier betonen: Ein erster Impfstoff ist da, aber er wird jetzt aus Gründen der Sorgfalt und Sicherheit zunächst lange und ausführlich getestet, ob er funktioniert und gut genug verträglich ist. Die Impfstoffentwicklung dauert lang, gerade weil so intensiv getestet wird. Dies soll einen wirksamen und sicheren Impfstoff gewährleisten, bevor dieser bei der Gesamtbevölkerung angewendet wird.
Sobald der Impfstoff bereit ist, werden vermutlich – ähnlich wie bei der Schweinegrippe 2009 (siehe Wikipedia) – wieder zuerst besonders gefährdete Personengruppen geimpft und danach erst die übrige Bevölkerung.
Neues zum Antikörpertest?
Aktuell kann ich Ihnen (noch) nicht empfehlen, einen Antikörpertest durchzuführen. Die Angaben zur Verlässlichkeit des Tests stammen zum einen von der Herstellerfirma selbst, zum anderen war die Datenbasis klein (nur 69 Corona-Patienten, s.u., Diagramm 2).
Außerdem bedeutet das Vorliegen von Antikörpern nicht unbedingt, dass es auch schützende Antikörper sind, siehe Diagramm 3 mit den Antikörperspiegeln von Corona-Infizierten: Die Patienten P1 bis P10 hatten zwar Antikörper, diese waren aber nicht schützend (keine Säule sichtbar), und bei den übrigen Patienten (P11 bis P175) war die Wirksamkeit der Antikörper sehr unterschiedlich von weit unter 500 bis 20.000.
Manchmal können Antikörper sogar erst recht eine Erkrankung verschlimmern, so bei Dengue-Fieber: Beim Vorliegen bestimmter Antikörper nach einmal durchgemachter Denguevirus-Infektion verläuft die zweite Infektion deutlich heftiger. Antikörper ist also nicht gleich Antikörper.
Schließlich wird die Immunität nicht allein durch Antikörper hervorgerufen, sondern auch durch „trainierte“ Immunzellen (T-Zellen), was die Situation in der Beurteilung noch komplexer macht.
Es gilt also:
- Ist ein solcher Antikörpertest positiv, dann weiß ich nicht, ob ich wirklich geschützt bin und muss weiter Abstand halten und eine Maske tragen, denn ich könnte mich noch infizieren und andere anstecken.
- Ist der Test negativ, dann muss ich weiter Abstand halten und eine Maske tragen.
Da das Resultat in meinem Verhalten unverändert ist, empfehle ich den aktuellen Test nicht. Außerdem ist zu bedenken: Man müsste den Test theoretisch wöchentlich wiederholen.
Meine Empfehlung wird sich sicherlich irgendwann verändern, aber eben nicht heute.
Wer trotzdem einen Test durchführen möchte, kann dies bald (vermutlich Ende Mai) in Testzentren, die dies auf Privatkosten des Patienten anbieten.
Strengstens abraten möchte ich allerdings davon, nach einem positiven Test (also Vorhandensein von Antikörpern) alle Schutzmaßnahmen (Abstand, Maske etc.) fallen zu lassen und womöglich gleich die Großeltern zu besuchen. Das kann unter Umständen tödliche Folgen für diese haben.
Gibt es mittlerweile Medikamente gegen Corona?
Remdesivir ist aktuell der beste Kandidat. In einer US-Studie (s. Diagramm 4) zeigt es zumindest eine gewisse Wirksamkeit. Dies führte vor 1 Woche zur Zulassung in den USA, in Europa wird es derzeit erwogen.
Für sich allein ist Remdesivir noch nicht wirksam genug. Es sind weitere Wirkstoffe in Entwicklung.
Leben Sie Ihr Leben! – mit Abstand, Maske und Hygiene
Da uns die Corona-Pandemie noch lange (mindestens Monate, eher ein weiteres Jahr) beschäftigen wird, können wir aus psychologischen Gründen nicht dauerhaft im Ausnahmezustand verharren. Wir brauchen eine gewisse Normalität, sonst überfordert uns der Dauerstress.
Wir brauchen einerseits Vorsichtsmaßnahmen, über die wir irgendwann gar nicht mehr nachdenken müssen, weil sie zur Gewohnheit geworden sind: Abstand, Maske, Hände waschen. Andererseits benötigen wir eine (teilweise) Wiederaufnahme unserer gewohnten Tätigkeiten und Lebensweise, so dass wir spüren können, dass das Leben weitergeht.
Bitte betrachten Sie es als vorläufige Information, die sehr wahrscheinlich richtig ist, aber es gibt noch keine Garantie: Eine Übertragung über Gegenstände scheint nicht stattzufinden. Die Infektion geschieht offenbar im Wesentlichen durch unmittelbares Einatmen von Coronaviren-transportierenden Tröpfchen, die von Infizierten ausgehustet werden.
Die Medizin arbeitet unter Hochdruck an Lösungen, auch wenn das für Nicht-Mediziner im Unsichtbaren geschieht. Medikamente werden entwickelt, um Erkrankte zu behandeln. Studien zu Übertragungswegen der Infektion sammeln Informationen, so dass wir uns gezielter schützen und zugleich mehr Freiheiten gewinnen können. Und schließlich laufen parallel Impfstudien.
Dennoch ist der ganze „Spuk“ erst dann wirklich vorbei, wenn wir uns impfen lassen können. Ich behalte das Geschehen im Auge. Anfangs habe ich bis zu 10 Stunden pro Woche mit Online-Vorträgen und -Konferenzen zum Corona-Virus verbracht, momentan sind es noch wenige Stunden wöchentlich.
So kann ich für Sie auch weiterhin die wichtigsten Informationen dieses komplexen Themas heraussuchen, zusammenfassen und in allgemeinverständliche Form bringen.